"Die Zeit für eine Umstellung auf die Reinigung am Tag ist jetzt gekommen": EU-Sozialpartner fordern EU-Institutionen auf, eine Vorreiterrolle zu übernehmen

Die EU-Sozialpartner in der industriellen Reinigung EFCI und UNI Europa haben eine neue gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Darin werden die europäischen Institutionen aufgefordert, die Tagesreinigung und kontinuierliche Schichten für ihre Reinigungskräfte einzuführen.

Die gesundheitlichen Folgen für Reinigungskräfte, die in der Nacht oder zu unregelmäßigen Zeiten arbeiten, sind katastrophal. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich nächtliche Reinigungsarbeiten negativ auf die Körpertemperatur und das Nervensystem auswirken, was zu krebserregenden Effekten führt. Bei Frauen, die in der Nachtschicht arbeiten, ist das Brustkrebsrisiko um 30 % erhöht. In der medizinischen Forschung besteht außerdem Einigkeit darüber, dass die Nachtschichtarbeit unsere biologische 24-Stunden-Uhr stört, was wiederum das Risiko für körperliche Erkrankungen und somatische Fehlregulationen aufgrund des Mangels an Nachtschlaf erhöht.

Durch die Förderung der Tagesreinigung tragen die EU-Sozialpartner direkt zu positiven Ergebnissen für die öffentliche Gesundheit bei. Die gesundheitspolitische Dimension der Tagesreinigung wird durch die Covid-19-Krise noch deutlicher, die den Schwerpunkt auf Hygieneprotokolle und regelmäßige Desinfektion in Gebäuden und Büros gelegt hat.

Angesichts der Gasverknappung und der steigenden Energie- und Stromkosten kann die Umstellung auf die Tagesreinigung auch einen wertvollen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag leisten, da sie dem Kunden die Energiekosten erspart, die mit der Beleuchtung in der Nacht verbunden sind. Gleichzeitig können die Reinigungskräfte tagsüber öffentliche Verkehrsmittel nutzen, anstatt auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen zu sein. Die Erklärung unterstreicht also, dass die Reinigung am Tag ökologisch nachhaltig ist und eine höhere Qualität der Dienstleistungen gewährleistet.

Der derzeitige Arbeitskräftemangel in der Reinigungsbranche unterstreicht die Notwendigkeit einer wirtschaftsweiten Umstellung auf die Tagesreinigung.

"Durch die Tagesreinigung wird der Reinigungsberuf aufgewertet. Attraktive Arbeitszeiten führen zu einer geringeren Personalfluktuation und können dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken", sagte Zeynep Bicici, Präsidentin von UNI Europa Property Services. Sie fügte hinzu: "Reinigungskräfte müssen in den Unternehmen, die sie reinigen, in den Arbeitsalltag integriert werden und Teil des Teams sein. Das macht sie und auch die Reinigung selbst wieder sichtbar. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies den Respekt und die Wertschätzung für ihre Arbeit erhöhen wird."

Die meisten Reinigungskräfte sind Frauen, die sich oft noch um ihre Kinder oder ältere Angehörige kümmern müssen. Dadurch, dass sie in den frühen Morgenstunden oder nachts die Räumlichkeiten der Kunden reinigen müssen, werden sie nicht nur ihrer Work-Life-Balance beraubt, sondern auch in eine noch isoliertere und verletzlichere Situation gebracht, sowohl am Arbeitsplatz als auch außerhalb.

Für viele Arbeitsmigranten ist der Reinigungssektor ein Weg in den Arbeitsmarkt ihrer neuen Aufnahmegesellschaft. Doch anstatt in ein Büro mit Kollegen und sozialen Kontakten integriert zu werden, schafft die nächtliche Reinigung weitere Hindernisse für ihre gesellschaftliche Integration. Sowohl für Frauen als auch für Arbeitsmigranten erhöht sich durch die nächtliche Arbeit die Möglichkeit, körperlicher Gewalt, Beschimpfungen und Belästigungen durch die Öffentlichkeit (während des Pendelns) sowie missbräuchlichen Praktiken durch die Arbeitgeber ausgesetzt zu sein.

Zeynep Bicici, Präsidentin von UNI Europa Property Services, sagte: "Die Ganztagsreinigung fördert faire und gute Arbeit. In Kliniken und Pflegeheimen sind Vollzeit-Reinigungsstellen vielfach bereits gängige Praxis. Jetzt ist es an der Zeit, dass auch Schulen, Bürogebäude und andere Einrichtungen familienfreundliche Arbeitszeiten und höhere Löhne für die Beschäftigten in der Reinigungsbranche ermöglichen. Mit dieser Erklärung senden wir ein starkes Signal an die Politik, dass die Ganztagsreinigung für den Aufschwung unverzichtbar ist."

In der neuen Erklärung werden die europäischen Institutionen aufgefordert, bei der Auswahl ihrer Reinigungsdienste die Tagesreinigung zu berücksichtigen. Außerdem werden die europäischen Institutionen aufgefordert, in ihren legislativen Leitlinien, Empfehlungen und Beschaffungsinstrumenten auf die Tagesreinigung und die kontinuierliche Schichtarbeit hinzuweisen.

Oliver Roethig, der Regionalsekretär von UNI Europa, sagte: "Wir brauchen eine wirtschaftsweite Umstellung auf die Tagesreinigung, und diese Umstellung beginnt bei den europäischen Institutionen. Die Tageszeitreinigung ist ein dreifacher Gewinn. Die Arbeitnehmer sind nicht länger isoliert und unsichtbar; die Unternehmen können Arbeitnehmer anziehen und halten, und die Kunden können einen einfachen Beitrag zu Nachhaltigkeit und menschenwürdiger Arbeit leisten. Die Zeit für diese Umstellung ist jetzt!"

Die EU-Sozialpartner werden dieser Erklärung weitere gemeinsame Aktivitäten folgen lassen.