Auf einem zweitägigen Workshop haben über 20 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus ganz Europa die potenziellen Vorteile und Risiken der Telearbeit für die Gleichstellung der Geschlechter, die Vielfalt, die Gleichberechtigung und die Eingliederung sowie die gewerkschaftlichen Strategien zu deren Bewältigung erläutert. Die Teilnehmer aus dem ICTS- und Finanzsektor trafen sich am 29. und 30. Mai 2024 in Dublin zum zweiten Workshop des vonUNI Europa Finance & ICTS EU-finanzierten Projekts ARCO ("Addressing Remote work through Collective bargaining and Organising").
Auf der Grundlage von Gruppenarbeit, Forschung, bewährten Praktiken der UNI-Mitgliedsorganisationen und Erkenntnissen von Eurofound (der EU-Agentur für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen) entwickelten die Teilnehmer ein gemeinsames Verständnis dafür, wie der allgemeine gesellschaftliche Wandel hin zur Telearbeit den Arbeitnehmern sowohl nutzen als auch schaden kann. Die Teilnehmer waren sich darüber im Klaren, dass die Gewerkschaften nur im Rahmen von Tarifverhandlungen unterstützende Rahmenbedingungen für die Telearbeit aushandeln können, die die psychische Gesundheit, die Sicherheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und die Privatsphäre der Arbeitnehmer fördern.
Zu den Vorteilen der Fernarbeit - insbesondere für Frauen - gehören eine höhere Erwerbsbeteiligung, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und bessere Gesundheitsergebnisse. Auf der anderen Seite können soziale Isolation - insbesondere bei sozial schwächeren Gruppen und jungen Arbeitnehmern -, ein langsameres berufliches Fortkommen, die Unsichtbarkeit von Arbeitnehmern, die Bedrohung durch häusliche Gewalt und die mangelnde Durchsetzung des Rechts auf Trennung von der Arbeit Fernarbeitern schaden.
Tarifverhandlungen zur Unterstützung guter Fernarbeit
Die Gewerkschaften sollten diese Fragen bei der Aushandlung von Tarifverträgen über Telearbeit ansprechen. Um die psychische Gesundheit von Fernarbeitern zu verbessern, sollten beispielsweise sowohl Mitarbeiter als auch Manager über psychische Gesundheitsrisiken und das Recht auf Abschalten geschult werden. Ebenso müssen die Tarifverträge klare und transparente Regeln für die Überwachung der Arbeitnehmer enthalten. Weibliche Beschäftigte tragen häufig die Last unbezahlter Betreuungsarbeit und nutzen daher wahrscheinlich Fernarbeit, um private Betreuungspflichten und Arbeit miteinander zu vereinbaren. Es ist wichtig, diese traditionelle und stereotype Rollenteilung aufzubrechen. Die Gewerkschaften sollten einen solchen Kulturwandel auf allen Ebenen (Unternehmen, Sektor, Land) fördern, indem sie beispielsweise einen längeren Elternurlaub für Männer oder Partner aushandeln.
Die Zunahme der häuslichen Gewalt während der Covid-19-Pandemie stellt eine echte Bedrohung für Fernarbeiter dar. Wir müssen dies als arbeitsbezogenes Problem angehen, und die Gewerkschaften sollten Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen aushandeln, um das Tabu zu brechen und den Opfern häuslicher Gewalt echte Unterstützung zu bieten.
Auch die Gewalt durch Dritte ist eine Herausforderung für Fernarbeitnehmer, die mit Cybermobbing oder Angriffen sogar zu Hause konfrontiert werden. Um sie zu schützen, sollten die Sicherheitsverfahren verbessert, Schulungen zum Erkennen von Signalen durchgeführt und eine Null-Toleranz-Politik eingeführt werden. Positiv zu vermerken ist, dass die Fernarbeit auch ein integratives Instrument ist, das Menschen, die sonst nicht in einem traditionellen Umfeld arbeiten würden, neue Möglichkeiten bietet - zum Beispiel Menschen mit Behinderungen oder Frauen, die nach einer Berufspause wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Der Workshop ermöglichte es den UNI-Mitgliedern, Perspektiven und Praktiken aus dem ganzen Kontinent kennenzulernen - und gemeinsame Lösungen für die Chancen und Herausforderungen der Fernarbeit zu diskutieren. Das Projekt wird mit einer Abschlusskonferenz in Antwerpen am 14. November 2024 beendet.
Wenden Sie sich an Birte Dedden (ICTS) und Maureen Hick (Finanzen) für weitere Informationen.