PHS-Sozialpartner starten Projekt zur Stärkung von Tarifverhandlungen

Am 4. Juli haben die EU-Sozialpartner im Bereich der persönlichen und haushaltsbezogenen Dienstleistungen (PHS) - EFFAT, EFFE, EFSI und UNI Europa - ihr zweijähriges, von der EU kofinanziertes Projekt "PHSDialogue" gestartet.

Das Projekt zielt auf den Aufbau eines sozialen Dialogs auf EU-Ebene und die Stärkung der Kapazitäten der Sozialpartner und der Tarifverhandlungen im Bereich der persönlichen und haushaltsbezogenen Dienstleistungen ab.

Die COVID-19-Pandemie hat die strukturellen Schwächen der Pflegesysteme in den EU-Mitgliedstaaten sowie die wichtige Rolle der Pflegekräfte deutlich gemacht. Trotz der Bemühungen der politischen Entscheidungsträger, diese Schwächen zu beheben und die Arbeit in der Pflege anzuerkennen, gibt es nach wie vor viele Herausforderungen, vor allem die geringe tarifvertragliche Deckung und die fehlende Vertretung durch Gewerkschaften und Arbeitgeber.

Dies ist von entscheidender Bedeutung, da der Bericht von Eurofound über die Landschaft der Arbeitsbeziehungen anerkennt, dass Tätigkeiten im Bereich der persönlichen und häuslichen Pflege einen immer wichtigeren Teil der Gesundheits- und Sozialdienstleistungen ausmachen. In der EU-Pflegestrategie wird eine Verlagerung hin zu häuslichen Pflegedienstleistungen und verschiedenen Dienstleistungsmodellen betont, die mit der Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen und eines fairen Wettbewerbs für alle einhergehen müssen.

Im Rahmen des Projekts werden zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, darunter:

• Kartierung der wichtigsten Akteure in den PHS-Sektoren
• Veröffentlichung eines Berichts über Kollektivverhandlungen und sozialen Dialog
• Erstellen eines PHS-Beschäftigungsmonitors
• Organisation von Sitzungen des sozialen Dialogs (2 Arbeitsgruppensitzungen; 1 Plenarsitzung pro Jahr)
• Einrichtung von sektoralen Beobachtungsstellen auf nationaler Ebene
• Organisierungsworkshops für Gewerkschaften
• Workshops zum Aufbau von Kapazitäten für Arbeitgeberorganisationen

Das Projekt ist Teil des Engagements, das im Arbeitsprogramm des PHS für den sozialen Dialog 2023/2024 verankert ist, und wird in 12 Monaten mit einem weiteren Projekt fortgesetzt.

"Der soziale Dialog ist die Grundlage für den Fortschritt und die Stärkung der Rechte von Hausangestellten. Durch die Förderung konstruktiver Gespräche zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften im Rahmen des PHS-Projekts "Sozialer Dialog" können wir die Herausforderungen angehen, mit denen Hausangestellte in der Europäischen Union konfrontiert sind, und ihre Rechte, faire Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sicherstellen. Gemeinsam sind wir entschlossen, den Sektor zu verändern und das Leben von Millionen von Arbeitnehmern und Familien in Europa zu verbessern" , sagte Kristjan Bragason, Generalsekretär von EFFAT.

"Der Start des PHSDialog-Projekts ist eine Fortsetzung des langfristigen Engagements des EFSI, einen strukturierten und stärkeren sozialen Dialog zu führen, um den Arbeitnehmern und Arbeitgebern des PHS die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie verdienen, und sie aus dem Schatten zu holen. Das Projekt wird den PHS-Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden dabei helfen, aktuelle Themen des Sektors zu behandeln und ihre eigenen Kapazitäten durch Peer-Learning und Wissensaufbau zu stärken. Dieses Projekt ist ein Schlüsselelement für die Strukturierung und Anerkennung des Sektors sowohl auf nationaler als auch auf europäischerEbene", sagte Herwig Muyldermans, Präsident des EFSI.

"Die Beschäftigten in der häuslichen Pflege sind unverzichtbar. In den nächsten zwei Jahren werden wir die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verstärken, um integrative Strukturen des sozialen Dialogs aufzubauen, die der Natur des Sektors entsprechen. Am wichtigsten ist für uns, dass dies den Arbeitnehmern und ihren Gewerkschaften helfen wird, Tarifverhandlungen in einer fragmentierten Landschaft der Arbeitsbeziehungen zu stärken", sagte Oliver Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa.

"Unsere Zusammenarbeit erreicht mit dem Start des PHSDialog-Projekts einen neuen Schritt. Ich bin zuversichtlich, dass es nicht nur dazu beitragen wird, die sozialen Rechte und Arbeitsbedingungen für PHS-Beschäftigte zu verbessern, die allzu oft unsichtbar sind, sondern auch einen breiteren Zugang der Haushalte zu häuslichen Pflegediensten zu ermöglichen. Für die EFFE ist die Stärkung der repräsentativen Organisationen von Familien und Menschen, die Hausangestellte und Pflegekräfte beschäftigen, der Schlüssel zum Aufbau eines fruchtbaren sozialen Dialogs", sagte Marie Béatrice Levaux, die Präsidentin der EFFE.

EFFAT ist die Europäische Föderation der Lebensmittel-, Landwirtschafts- und Tourismusgewerkschaften. Als europäische Gewerkschaftsföderation, die 120 nationale Gewerkschaften aus 35 europäischen Ländern vertritt, verteidigt EFFAT die Interessen von mehr als 22 Millionen Arbeitnehmern, die in der Lebensmittelkette beschäftigt sind. EFFAT ist Mitglied des EGB und der europäischen Regionalorganisation der IUL. 

EFFEDie Europäische Föderation für Familienarbeit und häusliche Pflege(EFFE) vertritt die Interessen der nationalen Akteure, einschließlich der Organisationen der Sozialpartner (Arbeitnehmer und Arbeitgeber), die im Bereich der direkten Beschäftigung tätig sind. Dieses Modell zeichnet sich durch ein vertragliches Arbeitsverhältnis zwischen zwei Privatpersonen aus, das nicht auf Handel oder Gewinnerzielung ausgerichtet ist. 

EFSIDie European Federation for Services to Individuals (EFSI) ist die Stimme der Branche für persönliche und haushaltsbezogene Dienstleistungen auf europäischer Ebene. Sie vertritt nationale Verbände, Arbeitgeberorganisationen, Anbieter von persönlichen und haushaltsbezogenen Dienstleistungen sowie Unternehmen, die an der Entwicklung dieser Dienstleistungen beteiligt sind, und ist derzeit in 21 EU-Mitgliedstaaten tätig. 

UNI-Europa ist der europäische Gewerkschaftsverband für 7 Millionen Beschäftigte im Dienstleistungssektor. Sie spricht für die Sektoren, die das Rückgrat des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in Europa bilden. Mit Hauptsitz im Herzen von Brüssel vertritt UNI Europa 272 nationale Gewerkschaften in 50 Ländern, darunter: Handel, Banken, Versicherungen und Zentralbanken, Glücksspiel, Grafik und Verpackung, Haar- und Schönheitspflege, Informations- und Kommunikationstechnologiedienstleistungen, Medien, Unterhaltung und Kunst, Postdienste und Logistik, private Pflege- und Sozialversicherungen, Gebäudereinigung und private Sicherheit, Profisport und Freizeit, Fach- und Führungskräfte sowie Zeitarbeitskräfte.