Die Auswirkungen von Private Equity auf Arbeitnehmerrechte und wichtige Dienstleistungen

17.10.23

Pflege

Am 29. September trafen sich 55 Teilnehmer aus 36 Organisationen im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) in Brüssel, um darüber zu diskutieren, wie sich privates Beteiligungskapital auf Arbeitnehmer, Gewerkschaften und wichtige Dienstleistungen in der Europäischen Union auswirkt.

Die Auswirkungen von Private Equity auf Arbeitnehmerrechte und wichtige Dienstleistungen

Die eintägige Konferenz war das Ergebnis des Beschlusses der UNI Care Europa Conference in Warschau, sich mit der Zunahme von Pflegeheimen in Privatbesitz in der gesamten Europäischen Union zu befassen. Dieser wachsende Trend wurde auch bei zahlreichen fremdfinanzierten Übernahmen in den Bereichen industrielle Reinigung und private Sicherheit beobachtet.

In seiner Eröffnungsrede sagte UNI Europa Regionalsekretär Oliver Roethig den Teilnehmern: "Beschäftigte in kritischen Dienstleistungen gehören jedoch nach wie vor zu den am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmern in unseren Volkswirtschaften. In den letzten Jahrzehnten wurden sektorale und arbeitgeberübergreifende Tarifverhandlungen angegriffen. Die Unternehmen sind entweder aus bestehenden Vereinbarungen ausgestiegen oder haben rechtliche Schlupflöcher genutzt, um einen schlechteren Tarifvertrag anzuwenden. Der Rückgang der sektoralen und überbetrieblichen Tarifverhandlungen öffnet privaten Kapitalbeteiligungsgesellschaften (PEG) die Tür, um ihre eigenen Bedingungen festzulegen. Nur sektorale Tarifverhandlungen und ein starker sozialer Dialog können die Rechte der Arbeitnehmer und der Dienstleistungsnutzer schützen."

In der ersten Sitzung erörterten der Dokumentarfilmer Andres Acevedo, Aurora Li von Finanzwende und Lisa Nathan von UNI Global Union, wie Private Equity vorgeht, indem es dem übernommenen Unternehmen Schulden aufbürdet und Gebühren erhebt, um die Kaufkosten zu decken. Alle drei Redner legten besonderes Augenmerk darauf, wie Konzerne, die sich im Besitz von Private Equity befinden, die Qualität von Dienstleistungen und die Rechte der Arbeitnehmer untergraben. Darüber hinaus wird die Fähigkeit der Gewerkschaften, Tarifverhandlungen für höhere Löhne, eine bessere Personalausstattung und bessere Arbeitsbedingungen zu führen, erschwert, da das Management weniger Spielraum hat. Auch wenn der Einstieg von Private Equity den Gewerkschaften Schwierigkeiten bereiten kann, betonten die Teilnehmer, dass diese Praktiken den Gewerkschaften neue Möglichkeiten zur Bildung von Koalitionen mit Dienstleistungsnutzergruppen und anderen Interessengruppen bieten.  

Der Wirtschaftsforscher Hans Volmary, der für die Arbeiterkammer in Österreich eine Studie über die Finanzialisierung sozialer Infrastrukturen mitverfasst hat, vertrat die Ansicht, dass das Wachstum von Private Equity vor dem Hintergrund der Finanzialisierung sozialer Infrastrukturen analysiert werden muss. Zu dieser Finanzialisierung gehört das Aufkommen von Real Estate Investment Trusts (REITs), die Pflegeheime sowie Immobilien besitzen, die von Reinigungskräften und Wachpersonal gereinigt und geschützt werden. Die Whisteblowerin Andrea Würtz erzählte unterdessen, wie ein Pflegeheim, das sich im Besitz von Private Equity befindet, seine Pflegebedürftigen systematisch vernachlässigt. Beide Redner kamen zu dem Schluss, dass die Gewerkschaften verstehen müssen, wie die Finanzialisierung der Pflege und kritischer Dienstleistungen die Qualität der Dienstleistungen und die Rechte der Pflegebedürftigen untergräbt.

In ihrer Grundsatzrede gab die Guardian-Journalistin Hettie O'Brien einen Überblick darüber, wie sich privates Beteiligungskapital in wichtigen Diensten im Vereinigten Königreich festgesetzt hat, während Professor Nick Bacon von der City University of London die Auswirkungen von privatem Beteiligungskapital auf Tarifverhandlungen, Ausbildungsniveau, Arbeitszufriedenheit, Entlohnung und Management darlegte. Sein provokantes Argument, dass Private Equity nicht zwangsläufig die Rechte der Arbeitnehmer untergräbt, regte eine wichtige Diskussion darüber an, welche Aufgaben die Gewerkschaften in Zukunft haben werden.

In der abschließenden Rundtischdiskussion erörterten die UNI-Mitgliedsorganisationen für Pflege- und Immobiliendienstleistungen von FISASCAT Italien, GMB UK und COZZ in der Tschechischen Republik ihre Erfahrungen mit der Organisierung in Unternehmen, die sich im Besitz von Private Equity befinden, und mit Verhandlungen mit diesen Unternehmen. In der Diskussion wurden sektorale Unterschiede herausgearbeitet und gezeigt, dass verschiedene Private-Equity-Gruppen je nach dem nationalen System der Arbeitsbeziehungen unterschiedliche Strategien gegenüber den Gewerkschaften anwenden. Alle Redner betonten, wie wichtig es ist, die Macht der Gewerkschaften und die Tarifverträge zu stärken, damit Private Equity keinen Druck auf die Arbeitnehmerrechte, die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Dienstleistungen ausüben kann.

Die Konferenz "The Impact of Private Equity on Workers' Rights and Critical Services" (Die Auswirkungen von privatem Beteiligungskapital auf Arbeitnehmerrechte und wichtige Dienstleistungen) wird in den kommenden Wochen mit einer Veröffentlichung fortgesetzt.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Mark Bergfeld, Director Property Services & UNI Care: mark.bergfeld@uniglobalunion.org

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